Leseprobe
„Das ‚Projekt 2025‘ der Rechten will den Glauben zur Aufgabe der Regierung machen: Eine gut finanzierte Koalition will die Bibel über die Verfassung stellen.“
Worum geht‘s hier?
Donald Trump ist der offiziell neugewählte US-Präsident und weltweit ein großer Hoffnungsträger für ein neues, besseres Zeitalter. Er ist in aller Munde. Doch welche Entwicklungen sind zu erwarten? Verschiedene konservative NGOs, Thinktanks, Unternehmen und Universitäten haben ein politisches Programm namens „Projekt 2025“ verfasst und veröffentlicht, mit dem viele durch den demokratischen Präsidenten Joe Biden eingeführte Gesetzesänderungen und Reformen aufgehoben oder umgestaltet werden sollen. Du kannst die genaue Agenda öffentlich auf project2025.org (englisch) oder auf wikipedia.de (deutsch) einsehen. Zwar hat Trump wohl nicht direkt an dem Projekt mitgearbeitet, aber mindestens 140 Ex-Mitarbeiter (auch einige seiner engsten Berater) der früheren Trump-Regierung waren an der Ausarbeitung beteiligt. Die angestrebten Änderungen umfassen Bereiche wie Wirtschaft, Bildung, nationale Sicherheit und Klimapolitik, aber auch das Thema Religion und die Einführung eines besonders geschützten Ruhetages, eines „Sabbats“.
Woher kommt diese Idee, und warum ist sie SO brisant?
Trump hat extrem viele treue Anhänger aus dem christlich-nationalistischen Lager und wird in wichtigen Fragen von evangelikalen Geistlichen aus diesen Kreisen beraten. Sie haben maßgeblichen Einfluss auf die Pläne für das Projekt 2025. Jonathan Berry schreibt dazu im 18. Kapitel des Buches „2025 - Mandat für Führung: Das konservative Versprechen“:
„Sabbatruhe. Gott hat den Sabbat als Ruhetag bestimmt, und bis vor kurzem hat die jüdisch-christliche Tradition versucht, dieses Gebot zu ehren, indem sie die Arbeit an diesem Tag moralisch und gesetzlich reglementierte. Darüber hinaus ermöglicht ein gemeinsamer freier Tag den Familien und Gemeinden, ihre freie Zeit zusammen zu genießen statt jeder für sich, und sorgt für einen gesünderen Lebensrhythmus für alle. Leider ist dieser gemeinsame Ruhetag unter dem Druck von Konsum und Säkularismus ausgehöhlt worden, insbesondere für Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen.“(3)
Am 22. Februar 2024 hielt Trump eine Rede vor den „National Religious Broadcastern“, dass Christen im Falle seiner Wiederwahl „Macht auf einem nie da gewesenen Level“ bekommen würden.(4) Kurz nach seinem Amtsantritt erfüllte er dieses Versprechen. Im Februar 2025 wurde das neue Glaubensbüro (White House Faith Office) im Weißen Haus gegründet und zum nationalen Gebetstag am 01.05.2025 sagte Trump: „Es heißt ‚Trennung von Kirche und Staat‘. Ich würde sagen: ‚Okay, lasst uns das einmal vergessen.‘“ … „Trennung … Ich weiß nicht: Ist das etwas Gutes oder Schlechtes? Ich bin nicht sicher. Aber ob nun Trennung oder nicht, Ihr Typen seid im Weißen Haus, wo Ihr sein solltet. Und Ihr repräsentiert unser Land und wir werden unserem Land den Glauben zurückbringen. Das ist eine große Sache.“ Weiter sagte er: „Sie werden direkt aus dem Weißen Haus heraus arbeiten. Das hat noch niemand zuvor gemacht. Kein anderer Präsident hat das erlaubt.“(5) Bahnt sich hier nicht eine Verbindung von Staat und Kirche an, ein politisch-religiöses System, welches nach der Bibel zu den letzten großen Ereignissen auf dieser Welt führt? Hinzu kommt nun, dass der neue Papst ebenso ein Amerikaner ist. ...